Rezension

Jacqueline Gillespie

Wem die Osterglocken läuten

Löcker Verlag, Wien 2017,162 Seiten

ISBN 978-3-85409-860-7

Der vierte Roman in Jacqueline Gillespies Schneeberg-Krimireihe ist erschienen. Der Wiener Inspektor Patrick Sandor ermittelt wieder. Das Buch ist durchzogen von feinem Humor, der sich unter anderem in der getreuen Widergabe ländlicher Dialekte Niederösterreichs äußert. Man darf also nicht glauben, dass der Plauderton einer Dorfbewohnerin, mit dem das Werk einsetzt, während des gesamten Buches beibehalten wird! Mit dem regelmäßigen Wechsel der Erzählperspektive, der die Aufmerksamkeit des Lesers sichert, ändert sich die mündliche Rede zu Gillespies klarem, fließendem Stil.

Es ist Ostern. Aber Ferdinand Pöll kommt am Palmsonntag nicht zur Messe, obwohl er sie noch nie in seinem Leben ausgelassen hatte. Wohin ist er verschwunden? Und wer könnte ihm Böses wollen, denn er ist eigentlich im Dorf beliebt gewesen.

Die Handlung ist gut strukturiert, die Komposition in sich schlüssig. Viele geschichtliche und kulturelle Bezüge bereichern die Lektüre. Obwohl die Geschichte Korruption und Mord in der Alpenidylle behandelt, bekommt man durch den überzeugenden Lokalkolorit Lust, selbst an den Schneeberg zu fahren, ins beschauliche Nieselbach, wo das Leben noch immer stark vom kirchlichen Kalender geprägt wird. Der Name des Dorfes zeugt ebenso wie das Schloss Fürchtenbert vom ausgeprägten Sinn der Autorin für Ironie.

Jacqueline Gillespie hat einen kurzweiligen, humorvollen Krimi abgeliefert, der die schwarzen Abgründe einer Dorfidylle zeigt. Ich habe ihn in wenigen Tagen mit Vergnügen ausgelesen, und er kann auch Leuten, die keine eingefleischten Krimifans sind, oder von dem Genre nur wenig halten, ohne Bedenken empfohlen werden.

Rezensent: Max Haberich

 

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