Rezension

Cornelia Travnicek

Feenstaub

Roman

Picus Verlag

ISBN 978-3-7117-2090-0

Von nichts wissen wir in Wahrheit, sogar wenn wir es einander entgegenschreien. Und wer würde uns auch glauben. (S. 96) Das umreißt die unheimliche Leere und das Desinteresse der Menschen aneinander. Die drei Hauptfiguren, drei Jugendliche, die sich mittels Stehlen durchs Leben schlagen, haben nur einander und als Feindbild einen feisten Mann, der ihnen das Handwerk lehrte und für den sie arbeiten. Für ihn zählt nur die Beute, die sie ihm wöchentlich vorlegen müssen. Wie hart das Leben ohne Familie oder Heimat und das Arbeiten als Taschendieb ist, wird nach und nach mitgeteilt. Sukzessive wird dem Leser die Herkunft der Jungen enthüllt. Poetisch wie ein Gleichnis wird der Wohnort im Fluss auf einer nebligen Insel geschildert.

Es ist die Erzähltechnik und der weite Spannungsbogen Travniceks, die einen weiterlesen lassen. Sie lässt einen der drei Buben, Pedru, in der Ich-Erzählform sprechen und denken. Er durfte nicht einmal seinen eigenen Namen behalten oder zur Schule gehen und lebt in seinen Gedanken und Phantasien. Das vorsichtige, sparsame Voranschreiten der Handlung lässt genug Zeit für poetische oder phantastische Ein- und Ausdrücke. Die Grenze zwischen dem traurigen Sein und dem Wollen verschwimmt durch die tägliche Ration Feenstaub (Halluzinogene) noch mehr.

Cornelia Travnicek (geb. in St. Pölten und seit 2005 vielfach ausgezeichnet) zeigt in ihrem dritten Roman, wie in all ihren Werken, die Liebe zu poetischer Sprache und zu stimulierenden, bizarren und originellen Phantasmen, die mit der harten Realität des derben Lebens kontrastieren!

Rezensentin: Eva Riebler

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