Rezension

Michael Stradal

Die Tote im Spitalgraben

Ein Gröbmingkrimi.

Verlag myMorawa, 2020, ISBN 978-3-99110-355-4

 

Normalerweise lese ich kaum Krimis, und normalerweise schreibe ich auch keine Rezensionen (mehr). Aber ...

Schon der Titel dieses neuen Bandes der Gröbming-Serie klingt ein wenig schauerlich! Und so wird es auch.

Eine wie routinehaft abgewickelte Einleitung entpuppt sich nachträglich als raffinierte Exposition. Das Buch aber setzt fürs erste ganz anders fort:

Ob jetzt Mann oder Frau, oder Auto in welcher Farbe, und wie sonst noch, welches Kropfbandl, der verbreitete Pfefferspray, oder wer hat eigentlich Verfügungsrechte, wer hat das Aquarium geliefert? Der Photograph, der geheimnisvolle Sänger, seltsame Orthographie als Kennzeichen, zweimal die gleiche Tätowierung? Jede Situation kippt in die nächste und beinahe entgegengesetzte.

Die Einflechtung der Beichte ist ein guter erzählerischer Trick. (Das Beichtgespräch ist durch Kursivdruck aus den übrigen Ereignissen herausgehalten.) Ein Einwand des Rezensenten allerdings: Das Beichtgeheimnis gilt wohl ausnahmslos und für alle betreffenden Inhalte und Umstände. (Abgesehen vom Prinzip: Denn es könnte ja aus einer Einzelheit sehr vieles Weitere erschließbar werden.) Doch sei dem Autor diese "dichterische Freiheit" um der Wirkung willen gern nachgesehen …

Der Einfallsreichtum des Autors ist erstaunlich. Daß dieser sich überdies von Berufs wegen auch in wirtschaftlichen und praktischen Fragen auskennt, kommt der konkreten Darstellung im Krimi zugute.

Aber eben nicht nur ein Krimi … Es gibt auch Genreszenen sowie ernsthafte tragische Untertöne.

Lesenswert!

 

Rezensent: Franz Forster

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