Rezension

Linda Kreiss

Der den Mond trägt

Draupadi Verlag, Heidelberg 2018, 181 Seiten

ISBN 978-3-945191-31-6

Linda Kreiss nimmt uns mit auf eine Reise an die nordöstliche Grenze Indiens, ins Land der Himalaya. Ihrer lebendigen, bildhaften Sprache zum Trotz handelt es sich hierbei nicht um eine idyllische Reisebeschreibung, sondern um echtes menschliches Drama. Eine Frau steht zwischen zwei Männern: ihrem Mann, der sie eben verlassen hat, und einer neuen Bekanntschaft – dem charismatischen Diplomaten Fox. Ohne dass er Zeit zum Verschnaufen hat, zieht die Autorin den Leser an diesem atmosphärisch beschriebenen, exotischen Schauplatz direkt in die Handlung hinein.

Eine Frau wird geschildert, nicht als Stereotyp, sondern als greifbare Person – in ihrer Verzweiflung, in ihren Hoffnungen, ihrer Lust, ihren Abgründen. Die Emotionen Emilys, der Hauptfigur, und ihre innere Zerrissenheit werden ausführlich und nachvollziehbar widergegeben. Rückblenden und Briefe brechen die lineare Handlung auf. Wenn die Briefe auch hier und da in sehr formellem Schriftdeutsch gehalten sind, und zuweilen romantische Klischees bedienen, gleichen explizite Schilderungen romantischer Begegnungen – und ihrer Konsequenzen – die stilistische Förmlichkeit wieder aus.

Linda Kreiss hat eine fesselnde Geschichte mit glaubwürdigen Charakteren an einem realistischen Handlungsort beschrieben. Sie sei nicht nur Leserinnen empfohlen, sondern gerade auch Lesern, die sich einen lebensnahen Einblick in die weibliche Psyche verschaffen wollen!

Rezensent: Max Haberich

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