Rezension
c. h. huber
das schicksal ein schwarzes krokodil
TAK Tiroler Autor*innen Kooperative 2024, 116 Seiten
ISBN 978-3-900888-91-6
Die Tiroler Autorin C.H. Huber behandelt in ihrem neuen Gedichtband wie so oft den Alltag und das eigene Leben, die Gegenwart und die Vergangenheit sowie sehr ergreifend im letzten Kapitel „schwarzes krokodil“ den Tod ihrer an Krebs verstorbenen Tochter.
Huber feiert 2025 ihren 80. Geburtstag, schlechthin ein Grund, sich mit ihrem unverkennbaren und einzigartigen Stil auseinanderzusetzen.
Manchmal wirken die Gedichte nahezu brutal, obwohl sie gleichzeitig ein zerbrechliches Gefühl vermitteln.
„geboren werden
einsteigen in den
zug ohne wiederkehr
in der hoffnung auf einen
zärtlichen mörder
irgendwann
nachts“
(nacht.zug, S. 45)
Die Nacht ist ein Motiv, das durch denkbare Synonyme wie Schlaf, Traum und Dämonen noch bereichert wird. Und zum Aufwachen passt gut der Frühling, der aber auch nicht immer ein positives Image ausstrahlen kann.
„was ist nur
mit dem frühling geschehen
nicht mehr stechen forsythien
zweige wohlig ins herz“
(vorerst, S. 61)
Die Jahreszeiten folgen aber nicht chronologisch in den Kapiteln, was keine Rolle spielt, denn das lyrische Ich findet sich nach dem Frühling im Herbst wieder, um später den Sommer ein eigenes, kurzes Kapitel zu widmen. Aber bleiben wir beim Herbst, vielmehr beim „spätherbst“ (S. 64), eins der stärksten Gedichte in diesem Band:
„einfach still da
sitzen der schwächelnden mittagssonne
die vorderseite anbieten zum zärtlichen lecken
im rücken offenefeuerstellenkälte
das tuscheln der blätter
ihr abschiednehmen voneinander im aufkommenden wind
(…)“
Manchmal wirkt es so, als schaute C.H. Huber den Gedichten über die Schulter zu; dieser Blick verrät Lebenserfahrung aber auch -freude. Und ungeachtet der Trauer im letzten Kapitel strahlen ihre Gedichte eine zarte Hoffnung aus.
Rudolf Kraus (2025)