Die Wiener Zeitung* darf nicht zugrunde gerichtet werden
Mit der Abschaffung der Pflichtveröffentlichung im Amtsblatt der Wiener Zeitung wird dieser die Finanzierungsgrundlage entzogen.
Die Lösung, die die Regierung für die Wiener Zeitung jetzt vorlegt, aus ihr eine zehnmal im Jahr erscheinende Monatszeitschrift und eine Online-Plattform zu machen, ist nichts anderes als ihr Tod auf Raten. Die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt und eine weltweit einzigartige Publikations- und Publizistikgeschichte werden von der Regierung leichtfertig zu Grabe getragen. Das ist keine Lösung, das ist eine medienpolitische Bankrotterklärung.
Damit erfolgt ein weiterer großer Schritt des Abbaus von Medienqualität und geht ein weiteres wichtiges Stück Öffentlichkeit dem literarischen Leben in Österreich verloren.
Die österreichischen Autor/inn/en und die österreichische Literatur sind mit der Wiener Zeitung seit Jahrzehnten auf das Engste verbunden. Die Wiener Zeitung erfüllt nicht nur alle Kriterien einer Qualitätszeitung, sie ist auch ein Maßstab dafür. Es hilft nichts, wenn nun auf der einen Seite Medienqualität stärker in die Förderungsüberlegungen einbezogen werden soll und andererseits ein Qualitätsmedium abgeschafft wird. Es hilft nichts, wenn einerseits die Literaturförderungen ungeschmälert aufrechterhalten bleiben sollen und andererseits der Literatur und Publizistik Arbeitsplätze und Publikationsmöglichkeiten verloren gehen.
Wir schließen uns den zahlreichen Protesten gegen die Einstellung der Wiener Zeitung als Tageszeitung an und weisen mit allem Nachdruck darauf hin, dass durch die Abschaffung der Wiener Zeitung als Tageszeitung an der Literatur und am Qualitätsjournalismus in Österreich ein nicht wiedergutzumachender Schaden angerichtet wird.
Wien, 7.10.2022
* Zum ersten Mal erschienen am 8. August 1703
Rückfragen an: Gerhard Ruiss, IG Autorinnen Autoren, gr@literaturhaus.at
