Rezension

Manfred Weidmann

Periferes der frühen Sechzigerjahre - Was Herr Windisch unbedingt noch erzählen musste

Addendum

Lynkeus Verlag 2020, 30 Seiten

ISBN 978-3-900924-13-3

 

Das Kammerstück „Periferes“ wurde bereits im Literarischen Österreich, Heft 2012/2 von Dieter Zessin ausführlich rezensiert. Hier sei nur der Schlusssatz der Rezension wiedergegeben:

Diese vollendete commedia dell‘arte wartet jetzt auf ihre ohne Heuchelei geneigten Leser und auf die Gunst sehr guter, bester Theaterleute“.

Dieser Theatermann hat sich gefunden. Er heißt Manfred Weidmann und hat das „Addendum - Was Herr Windisch unbedingt noch erzählen musste“ zu diesem Stück verfasst.

Es war wohl nicht die Gefälligkeit dem Publikum gegenüber, die Weidmann dazu bewogen hat, das letztendliche Los des in der Großfeldsiedlung entwurzelten, von seiner Frau betrogenen Selbstmörders Rudolf Riedl durch ein Addendum zu ergänzen, sondern auch die Freude daran, „der … enttäuschenden Literatur der frühen Sechzigerjahre, wenn auch mehr als fünfzig Jahre später, nun selbst Paroli bieten zu können.“

Dazu musste er den Charakter der Hauptgestalt Rudolf Riedl kaum merklich, aber doch, umdeuten: „Der melancholische Selbstmord gelingt, der hysterische Selbstmord misslingt“ hat man in der psychiatrischen Vorlesung gelernt. Der Selbstmord Rudolf Riedls ist in der Erstfassung des Stückes ernst gemeint und wirksam ausgeführt, in der Fassung des Addendums vermutlich immer noch ernst gemeint, aber mit einem kleinen Schuss Hoffnung, er möge vielleicht doch nicht gelingen, und nur seiner untreuen Frau als Warnung dienen. Und so hält der Haken an der Schlafzimmerdecke nicht, sondern bricht heraus, der Betrogene bleibt nicht hangen, und alles nimmt seinen Lauf, wie es in der commedia dell’arte abzulaufen hat: der Betrogene tröstet sich mit der Stieftochter des Mitbewohners in der Wohnung im Unterstock, und er Verführer wird von der Polizei abgeholt wegen noch anderer Missetaten. Die enttäuschte Verführte wird von einer Freundin beruhigt und wird zur Vernunft kommen.

Insgesamt haben wir hier ein ehrliches Volksstück in unverfälschtem Wienerisch, dem man eine gute Zukunft in der Hand bester Theaterleute wünschen kann.

 

Rezensent: Georg Potyka

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