Rezension
Elisabeth Schawerda
Helle Tage Dunkle Träume
Elisabeth Schawerda
HELLE TAGE DUNKLE TRÄUME
Gedichte
Korrekturverlag PEN Austria, 2021, 56 Seiten
ISBN 978-3-9519832-9-5
Im handlichen ‚Steck-mich-ein-nimm-mich-mit‘-Format präsentiert Elisabeth Schawerda einundfünfzig lyrische Kostbarkeiten und wählt hierfür einen Titel, der auf Gegensätzliches schließen lässt. Dieses bezieht sich aber fast ausschließlich auf eine gewisse ‚lyrische Farbgebung‘ jedes einzelnen Gedichtes, das zum Lesen und Verweilen einlädt.
Dafür nehme man sich Zeit, viel Zeit, und lasse sich von der Autorin zu verschiedenen Plätzen auf unserer Welt mitnehmen. Sie hat Erfahrung, ist weitgereist und lässt in geringzeiligen, impressionistisch anmutenden Worttupfern den Kvarner, den Neusiedlersee, eine griechische Insel, einen kroatischen (oder sardinischen?) Gebirgspfad, die Tundra oder auch die Rocky Mountains von New Mexico vor uns entstehen. Dazwischen Verse zur Natur, zu Blumen und Gärten und zu Besonderheiten der Jahreszeiten, weshalb die Frühlingssonnenwende den lyrischen Reigen anführt und – folgerichtig – Zeilen zum Herbstäquinoktium diesen abschließt.
Die Stille zu verschiedenen Gelegenheiten ist der Autorin ein Anliegen, ebenso Gedanken an unbeschwerte Kindheit, schmerzliches Erinnern, Verlust und Tod. Dazwischen eingestreut sind einige von Humor und Selbstironie getragene Verse. Sie sind gewissermaßen die ‚Hellen Tage‘ zwischen den ‚dunklen Träumen‘.
Es hat den Anschein, als wären (fast) alle zu Zeiten des ‚dunklen Lockdowns‘ und der ‚hellen Tage‘ der Einschränkungserleichterungen verfasst worden. Vielleicht. Sollte sich alles wiederholen – Stichwort: Die Omikron-Variante zu Zeiten, als diese Rezension geschrieben wurde –, dann nehme man sich dieses wertvolle Kleinod in den weiß Gott wievielten Lockdown mit. Kunstwerke haben immer schon geholfen, schlimme Zeiten zu überstehen. Dass schöne Zeiten durch sie noch schöner werden können – das muss nicht extra erwähnt werden.
Dem Verlag ist bei der Abfassung des eigentlich nicht notwendigen Inhaltsverzeichnisses zwar ein kleiner Lapsus unterlaufen, aber der ist der Qualität und der Schönheit des Inhalts in keiner Weise abträglich.
Langsam Lesen und dazwischen Pausen machen. Beim Vers verweilen – nicht gleich zum nächsten eilen …
Michael Stradal