Rezension

Johannes Diethart

Meine "vergessenen" Wörter

Österreichisches Literaturforum, Weißenkirchen, Wachau, 114 Seiten,

ISBN 978-3-902760-16-6

Johannes Diethart haben wir (u.a.) schon einige exemplarische Aphorismen-

als auch Prosabände zu verdanken, die Letzteren mit der ihm eigenen Brillanz verfasst, die es ihm gestattet, gerade durch einen satirischen Unterton, oder ein philosophisches Herangehen, die harten, treffsicheren Konturen seiner Aussagen – ohne Wirkungseinbuße ‒ konziliant abzufedern.

Nun hat der Autor (Byzantinist und Altphilologe) einen Band verfasst, der vergessenen (bisweilen auch nur veraltenden) Wörtern gewidmet ist. Schon der Titel („Meine … „) offenbart, dass hier eine sehr persönliche Auswahl von "vergessenen" Wörtern aus Wörterbüchern, Zeitungen und Zeitschriften von ehedem getroffen wurde und die Existenz oder Nichtexistenz dieser Wörter mit dem Blick in zeitgenössische Wörterbücher abgeglichen wurde ‒ alles „unterfüttert" mit Quellenangaben, Erläuterungen samt den höchst interessanten kulturgeschichtlichen „Einbettungen". Doch nun endlich heran mit einigen trefflichen Beispielen:

Nein, einen Silbenhenker brauchen Sie nicht zu fürchten! Dieser ist nur (nach dem Grimmschen Wörterbuch) ein Bruder im Geiste vom Silbenklauber und Haarspalter.

Der Schönfärber ist ein Kind des ausklingenden Rokoko. Er tritt uns erstmals im „Hallischen patriotischen Wochenblatt" 1799 entgegen und hat uns seit damals nicht mehr verlassen, er findet ja in unserem Laut- und Großsprechersäkulum sein fettes Mastfutter.

Ein Pantschelino (Adolf Bäuerle, 1822) wächst wie der Pritschler (1831) auf wundersame Weise „auf der Kellerstiege".

Der Haubenstock war ein Gegenstand zur Ablage von Perücken und wandelte sich (der menschliche Kopf als bloßer Ablageort!) zur Bezeichnung eines dummen Menschen, so auch bei Ferdinand Raimund.

Was aber kann ein Hosenbomber sein? Das lässt sich leicht und locker auf Lateinisch umschreiben: ein „sonus" oder „crepitus".

Sie sehen: Ein Buch, das jedem sprachlich Interessierten – und erst recht jeder Autorin / jedem Autor – zur ermunternden Unterhaltung, aber auch zur Orientierung an der sprachschöpferischen, wortgewaltigen Kraft zurückliegender Epochen dienen kann: Denn ist nicht gerade die sprachschöpferische Potenz in der aktuellen Zeit erlahmt?!

Wir haben Johannes Diethart für diese erfreulich-erfrischende Publikation sehr zu danken als auch für all die zeitaufwendige Knochenarbeit, die er dafür geleistet hat. (Johannes Diethart ist über das „Internet" zu finden. Buchbestellungen über office@johannes-diethart.at)

Gottfried Pixner

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